AI Literacy 2025: Drei Studien dokumentieren Kompetenzlücken auf allen Ebenen
Stifterverband, D21-Digital-Index und IW Köln veröffentlichen unabhängige Erhebungen zur AI Literacy in Deutschland. 79% der Führungskräfte sehen Kompetenzlücken, nur 49% der Bevölkerung verfügen über digitale Grundkenntnisse, 6% der Unternehmen setzen KI breit ein. Systematischer Wissenstransfer zwischen Unternehmen, Hochschulen und Bevölkerung fehlt.
Stifterverband, D21-Digital-Index und IW Köln veröffentlichten zwischen November 2024 und Januar 2025 unabhängige Erhebungen zur AI Literacy in Deutschland. Die Befragungen umfassen 1.000 Unternehmen (Stifterverband 2025), 7.237 Personen aus der Gesamtbevölkerung (D21 2025) und 1.038 Unternehmen (IWKoeln 2025). Die Studien zeigen übereinstimmend: AI Literacy bleibt fragmentiert. 79% der befragten Führungskräfte sehen grundlegende KI-Kompetenzlücken bei Mitarbeitenden (Stifterverband 2025). 49% der Bevölkerung verfügen über digitale Grundkenntnisse (D21 2025). 6% der Unternehmen setzen KI über mehrere Bereiche hinweg ein (IWKoeln 2025).
Stifterverband & McKinsey (Januar 2025): Die Erhebung befragte 1.000 Führungskräfte aus Unternehmen unterschiedlicher Größe. Zusätzlich wurden qualitative Interviews mit Personalverantwortlichen von Hochschulen geführt. Kernbefund: 79% der Führungskräfte sehen fehlende KI-Kompetenzen als Haupthindernis für AI-Adoption. 82% bewerten die Vorbereitung von Hochschulabsolventen auf KI-geprägte Arbeitswelten als schlecht oder sehr schlecht. Nur 20% der Unternehmen kooperieren aktuell mit Hochschulen zur Kompetenzentwicklung.
D21-Digital-Index 2024/2025: Die repräsentative Bevölkerungsumfrage erfasste 7.237 Personen ab 14 Jahren. Durchgeführt von Kantar im Auftrag der Initiative D21, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Kernbefund: Nur 49% der deutschen Bevölkerung verfügen über digitale Grundkompetenzen – ohne Fortschritt seit zwei Jahren. Die Bildungsabhängigkeit ist deutlich: 60% der Befragten mit hoher formaler Bildung nutzen KI-Tools, während es bei niedriger formaler Bildung 17% sind. Die Differenz beträgt 43 Prozentpunkte.
IW Köln Report 2025: Die Unternehmenserhebung befragte 1.038 Unternehmen zum KI-Einsatz als Wettbewerbsfaktor. Kernbefund: 37% der befragten Unternehmen setzen KI ein, aber nur 6% über mehrere Bereiche hinweg. Die Integration bleibt auf isolierte Pilotprojekte beschränkt. Unternehmen mit KI-Einsatz berichten von fehlenden Qualifikationen als Haupthindernis für die Skalierung.
Vergleich der drei Erhebungen
Methodologie und Kernbefunde der unabhängigen Studien zur AI Literacy in Deutschland
| Stifterverband & McKinsey | D21-Digital-Index | IW Köln | |
|---|---|---|---|
| Stichprobe | 1.000 Führungskräfte | 7.237 Personen (ab 14 Jahren) | 1.038 Unternehmen |
| Methodik | Unternehmenserhebung + qualitative Interviews mit Hochschulen | Repräsentative Bevölkerungsumfrage (Kantar) | Unternehmenserhebung zu KI als Wettbewerbsfaktor |
| Kernbefund | 79% sehen KI-Kompetenzlücken bei Mitarbeitenden. 82% bewerten Hochschul-Vorbereitung als schlecht. | Nur 49% verfügen über digitale Grundkompetenzen. 43 Prozentpunkte Bildungsdifferenz (60% vs 17%). | 37% nutzen KI, aber nur 6% über mehrere Bereiche. Fehlende Qualifikationen als Skalierungsbarriere. |
| Publikation | Januar 2025 | 2024/2025 | 2025 |
86% der Führungskräfte sehen ungenutztes KI-Potenzial in ihren Unternehmen. Gleichzeitig bewerten 82% die Hochschul-Vorbereitung von Absolventen als schlecht.
Die drei Erhebungen dokumentieren eine Kompetenzlücke auf drei Ebenen: Unternehmen, Hochschulen und Bevölkerung agieren ohne systematischen Wissenstransfer.
Unternehmensperspektive: Die Mehrheit der Führungskräfte identifiziert fehlende KI-Kompetenzen als Adoptionshindernis. Gleichzeitig kooperieren nur 20% mit Hochschulen – die primäre Quelle für qualifizierte Fachkräfte. Die Qualifizierung erfolgt parallel in Unternehmen und Bildungseinrichtungen ohne strukturierten Austausch.
Bildungsabhängigkeit: Der D21-Digital-Index zeigt eine bildungsabhängige Kompetenzverteilung mit 43 Prozentpunkten Differenz zwischen den Bildungsgruppen. Die digitale Grundkompetenz der Bevölkerung stagniert seit zwei Jahren bei 49% – weit entfernt vom EU-Ziel von 80% bis 2030.
Skalierungsbarriere: Die IW-Köln-Analyse dokumentiert, dass KI-Integration auf isolierte Pilotprojekte beschränkt bleibt. Unternehmen mit KI-Einsatz benennen fehlende Qualifikationen als Haupthindernis für unternehmensweite Implementierung.
Quellen
Initiative D21 (2024): D21-Digital-Index 2024/2025. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, durchgeführt von Kantar im Auftrag der Initiative D21, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, https://initiatived21.de/publikationen/d21-digital-index/2024-25, letzter Zugriff: 18.10.2025.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2025): KI als Wettbewerbsfaktor. Empirische Befunde und Handlungsempfehlungen zum Einsatz von KI in deutschen Unternehmen. IW-Report, Befragung von 1.038 Unternehmen über IW-Zukunftspanel, https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Report/PDF/2025/IW-Report_2025-KI-als-Wettbewerbsfaktor.pdf, letzter Zugriff: 18.10.2025.
Rampelt, Klier, Kirchherr, Ruppert (2025): KI-Kompetenzen in deutschen Unternehmen. Stifterverband. Befragung von 1.005 Unternehmen (Q3/2024), https://www.stifterverband.org/sites/default/files/2025-01/ki-kompetenzen_in_deutschen_unternehmen.pdf, letzter Zugriff: 07.10.2025.